WIRTSCHAFTSSPIEGEL – Ausgabe 1/2023

Künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde und doch gibt es kein einheitliches Verständnis davon. Gleichzeitig soll die Technologie weitreichende Veränderungen bringen, vor allem auch in Produktionsunternehmen. Tatsächlich sind hier die Anwendungsfälle sehr anschaulich, die Einsatzszenarien vielfältig und erste Umsetzungsprojekte auch in Thüringen bereits Realität. Was ist Künstliche Intelligenz? Stark vereinfacht gesagt versucht Künstliche Intelligenz unter Zuhilfenahme von Hard- und Software die menschliche, natürliche Intelligenz in all ihren Facetten informationstechnologisch nachzubilden oder diese in ihrer Leistungsfähigkeit gar zu übertreffen. Man spricht in diesem Falle von „starker KI“, während „schwache KI“ sich vor allem auf einen AnwenKünstliche Intelligenz in der Produktion Was ist heute bereits möglich und was kann in Zukunft möglich sein? dungsbereich fokussiert. Während KI bei der Hardware vor allem auf Computer setzt, ist die „Hardware“ der natürlichen Intelligenz unser Gehirn. Ausführende Organe der KI sind Maschinen und Anlagen wie beispielsweise Roboter. BeimMenschen sind es zum Beispiel Arme, Hände und Füße. Die Software von KI ist ein auf einer bestimmten Programmiersprache basierender Algorithmus. Bei natürlicher Intelligenz sind Gedanken das Pendant, für die ebenso eine Sprache essenziell ist. Genau wie ein Mensch bestimmte Dinge während seiner Ent- wicklung lernt, muss auch eine KI mit aufgabenspezifischen Daten angelernt werden. Hieraus werden dann relevante Muster extrahiert, die bei einer nachfolgenden Aufgabenbewältigung angewandt werden. Beide Intelligenzarten sind nach erfolgreichem Lernprozess, in Abhängigkeit von der Komplexität mehr oder weniger in der Lage, sich selbst zu optimieren und weitere Dinge hinzuzulernen. Zu großer Berühmtheit gelangte eine Schach-KI, welche zunächst die einfachsten Spielregeln lernen musste und aufgrund selbst erlernter Lösungsstrategien in kürzester Zeit auch Großmeister schlug. KI-Systeme werden für die Ausführung bestimmter Aufgaben entwickelt und besitzen (noch) nicht die gleiche Flexibilität wie menschliche Gedankengänge (siehe Seite 6). Sie haben daher kein eigenes Bewusstsein oder die Möglichkeit, eigenständig außerhalb ihrer Algorithmen bestimmte Maßnahmen einzuleiten – ein Mensch hingegen besitzt in der Regel einen „gesunden Menschenverstand“, der kategorial-übergreifendes Denken ermöglicht. KI-Systeme hingegen sind durch die Trainingsdaten und die Algorithmen, für die sie entwickelt wurden, eingeschränkt. Letztlich ist KI also die Anwendung von Algorithmen mit dem Ziel, ein optimales und spezifisches Arbeitsergebnis zu erreichen – dieses jedoch dann sehr exakt und mit hoher Leistungsfähigkeit. Was ist heute bereits in der Produktion möglich? In der Produktion soll das Ergebnis vor allem ein möglichst qualitativ hochwertiges Endprodukt bei geringen Herstellungskosten sein (siehe In Thüringen gibt es gleich eine ganze Reihe von Einrichtungen und Forschenden, die sich mit dem Thema Künstliche Intelligenz beschäftigen. Ein Schwerpunkt ist Ilmenau. In ihrem Fachbeitrag beleuchten Dr. Sebastian Gerth (MittelstandDigital Zentrum Ilmenau, Zentrum ProKI-Ilmenau) und Dr. Andreas Patschger (Thüringer Zentrum für Maschinenbau), was Künstliche Intelligenz kann und was sie (noch) nicht kann. Fertigungstechnik und Künstliche Intelligenz 8 Foto: Michael Reichel Gastbeitrag: Dr. Sebastian Gerth und Dr. Andreas Patschger, TU Ilmenau Prof. Dr. Jean Pierre Bergmann Konsortialführer Mittelstand-Digital Zentrum Ilmenau und Zentrum ProKI-Ilmenau, TU Ilmenau „Der Dreiklang aus Mittelstand-Digital Zentrum Ilmenau, Thüringer Zentrum für Maschinenbau und ProKI-Ilmenau ist bundesweit einmalig und bietet dem Thüringer Mittelstand einen immensen Mehrwert: Digitalisierungs- und KI-Projekte werden im Mittelstand-Digital Zentrum avisiert und das Maschinenbau- sowie ProKI-Zentrum haben einen spezifischen Fokus auf die Produktion. So gehen die Initiativen aus Bund und Land für die Wirtschaft Hand in Hand, um den Einsatz von KI in Thüringer Produktionsunternehmen zu stärken.“

RkJQdWJsaXNoZXIy NDE3NTI=