WIRTSCHAFTSSPIEGEL – Ausgabe 1/2023

Ein Gastbeitrag von Rico Chmelik, Geschäftsführer der Branchenverbandes automotive thüringen e.V. (at) Thüringen 33 Foto: IWT Autobranche bleibt im Krisenmodus Im letzten Jahr hat sich der Abwärtstrend im PKW-Markt fortgesetzt. Durch die unheilvolle Lage aus Corona-Folgen, Chip-Krise, UkraineKrieg und stockenden globalen Lieferketten sind erneut erhebliche Produktionseinbußen und Beeinträchtigungen der Lieferfähigkeit kennzeichnend für die Branchenentwicklung. In Zahlen: Weltweit verzeichnet der Pkw-Markt zu Beginn 2022 gegenüber Anfang 2021 eine Volumenreduzierung um minus 10 Prozent. In Europa (EU/EFTA/UK) sogar um minus 14 Prozent auf zirka fünf Millionen Fahrzeuge. Wie die Analyse der vom Europäischen Automobilherstellerverband (ACEA) veröffentlichten Daten zeigt, sind von dieser Entwicklung in Europa alle wichtigen Märkte und nahezu alle europäischen Hersteller betroffen, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung. Trotz dieser Volumenrückgänge und Marktanteilsverluste konnten die europäischen Automobilhersteller im letzten Jahr durch Priorisierung höherpreisiger Modelle und generelle Preiserhöhungen Rekordgewinne einfahren. Für die Zulieferindustrie hingegen haben reduzierte Abrufmengen bei dramatisch angewachsener Planungsunsicherheit und steigenden Kosten (Energie- und Materialkosten) zu erheblichen Belastungen, und zum Teil existenziellen Risiken geführt. Der Vergleich weltweiter zu europäischer Entwicklung Anfang 2022 hat gezeigt, dass Europa von den allgemeinen Volumenrückgängen überdurchschnittlich betroffen war und bei den batterieelektrischen Fahrzeugen dem globalen Wachstum nicht folgen konnte. Hierbei spielten neben Produktionseinbußen in Europa auch geringere Importe eine gewichtige Rolle. Die aktuelle Umfrage von automotive thüringen zeigt zudem einen Stimmungsumschwung in der Zulieferindustrie im Vergleich zum Vorjahr. Auch wenn die Rückmeldungen zur Umsatz- und Beschäftigtenentwicklung auf dem Niveau des Vorjahres geblieben sind, zeigen drei andere Indikatoren eine deutliche Verschlechterung: Wachstumsperspektiven, Investitionsbereitschaft und Zeithorizont einer wirtschaftlichen Erholung. (rc) hierbei eine zentrale Rolle. „Das Führungsteam sollte Optimismus ausstrahlen, Vielfalt schätzen, Ziele setzen und Orientierung geben. Insbesondere gilt es strukturiert und klar zu kommunizieren,“ so Schöbel. Was tun Führungskräfte? Bleibt die Frage, wie Führungskräfte Beschäftigte gut durch Krisen bringen. Auch hier liefert die Studie aktuelle Zahlen aus den Unternehmen. Fast die Hälfte der antwortenden Firmen nennt Routine und Kontinuität (47 Prozent) und knapp zwei Drittel unterstützende Führung (64 Prozent). Die Gestaltung des Arbeitsumfeldes wird am häufigsten genannt (67 Prozent). Soziale Beziehungen sind in Krisen wichtig Gerade den sozialen Beziehungen wird eine erhebliche Bedeutung beigemessen: 43 Prozent bringen ihre Mitarbeitenden mit Gruppentreffen, Zusammenhalt und Gemeinsinn gut durch Krisen, 38 Prozent mit Belohnung, 30 Prozent mit Weiterbildungen und 26 Prozent mit Veränderungen der Organisationsstruktur. (tl) Die Studie mit dem Titel „Resilienz – gut durchkommen. Anpassungsfähigkeit in Zeiten von Krisen erhöhen“ ist Bestandteil der jüngsten Jahresumfrage des VWT. https://tinyurl.com/2w3zwf28 44 Prozent setzen auf Produktinnovationen. Bemerkenswert sind auch folgende Zahlen: Nur annähernd die Hälfte verfügt über vorbereitete Notfallpläne (46 Prozent). Etwa ein Drittel (37 Prozent), der antwortenden Unternehmen sieht in offener Fehlerkommunikation einen Weg, sich gegen kommende Krisen zu rüsten. Umgestellt wurde vor allem die betriebliche Logistik: 70 Prozent erhöhten Pufferbestände, 53 Prozent erschlossen neue Bezugsquellen und 42 Prozent vergrößerten die Lieferantenanzahl. Jedes dritte Unternehmen verbesserte sein Risikomanagement. Individuelle Resilienz gefordert IWT-Chef Enrico Schöbel weitet den Blick auf allgemeine Fragen der Unternehmensführung: „Die unternehmerische Resilienz ist deutlich vom notwendigen Handeln geprägt, auf schwierige wirtschaftliche Situationen schnell zu reagieren und gegenzusteuern.“ In diesem Kontext spiele die individuelle Resilienz von Belegschaft und Führungsmannschaft eine zentrale Rolle. Sie definiert die Fähigkeit von Beschäftigten, widerstandsfähig gegenüber Krisensituationen zu sein. Beschäftigte brauchten nach Schöbels Worten Selbstvertrauen und sollten sich mit der Arbeit und den Arbeitsbeziehungen identifizieren. Die Art der Führung des Unternehmens spielt IWT-Geschäftsführer Dr. Enrico Schöbel

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